Wandgestaltung
in der historischen Sgraffito-Technik Gruppenbild: Ganzfigurenporträts der Klasse 7f in Kirchheim Autor: Jens Augustin, Seminar 2000/2002 |
Der
Name dieser Technik, die keine Mal- sondern eigentlich eine Kratztechnik
ist, stammt aus dem italienischen: sgraffiare = kratzen. In
Italien ist diese Technik seit der Renaissance bekannt und wurde oft zum
Dekorieren von Häuserfassaden benutzt. Durch Abkratzen von Teilen
einer Oberflächenschicht wird eine darunter liegende Schicht in kontrastierendem
Farbton sichtbar. Normalerweise wird zunächst ein Kalkputzgrund hergestellt,
mit einer Farbe eingefärbt und auf die Fassade aufgetragen. Danach
wird auf diesen Träger nass in nass eine zweite Kalkputzschicht aufgetragen,
die ebenfalls pigmentiert werden kann. Aus dieser oberen Putzschicht werden
Flächen und Linien mit Messern, Stiften und Schlingen herausgekratzt.
Die Farbtönung des Unterputzes wird als Linie oder Fläche sichtbar.
Die Sgraffito-Technik eignet sich wegen ihrer reliefartigen Struktur und
ihrer kontrastreichen Farbwirkung sehr gut zum Realisieren von graphischen
Entwürfen.
Thema der Wandgestaltung: Gestaltung von lebensgroßen Selbstporträts in der Sgraffitto -Technik. Im Realisieren der Selbstbildnisse entsteht an der Wand sozusagen ein großes "Porträt" der Klasse, indem die Schüler im praktischen Gestalten und im gemeinsamen Realisieren des Entwurfes ihre Klassengemeinschaft erleben. Ziel ist auf der einen Seite die Fähigkeit sich selbst treffend darzustellen und sich möglichst wirklichkeitsgetreu abzubilden. Auf der anderen Seite wird mit diesem Thema die Erlernung der Sgraffito-Technik und kooperatives Planen und Gestalten mit den Mitschülern angestrebt. |
Zunächst zeigte
ich den Schülern die zu gestaltende Wand, auf der sich ein sehr verwittertes
und zerstörtes Graffiti befunden hatte. Wandgestaltungen sind ein
Eingriff in die Umwelt und eignen sich nicht für spontane Aktionen.
Freskenmaler arbeiten mit Vorzeichnungen in Originalgröße (Karton)
und selbst Graffiti Sprayer entwerfen für ihre Bilder genaue Entwürfe.
Da das Zeichnen der eigenen Person in Lebensgröße und das Darstellen
der richtigen Körperproportionen die spontane Darstellungsfähigkeit
der zwölf- bis dreizehnjährigen Schüler überfordert,
zeigte ich ihnen, wie man mittels Schablonen die Umrisslinie des Körpers
auf die Wand übertragen kann.
Die Schüler strengten sich unglaublich an und arbeiteten sehr konzentriert an ihren Figuren. Um Ihnen die Ähnlichkeit beim Zeichnen der Gesichtszüge zu erleichtern, konnten sie Spiegelkacheln verwenden. In diesem Zusammenhang analysierten wir zusammen mehrere Porträtzeichnungen und untersuchten, wie ein Porträt wirklichkeitsgetreu wiedergegeben werden kann. Auch die Details der einzelnen Kleidungsstücke wurden sehr aufmerksam wiedergegeben. In den jeweils letzten zehn Minuten dieser Unterrichtsphase wurden die Schablonen aufgehängt und mit den Schülern besprochen. Die Klasse stellte fest welcher Schüler gut zu erkennen sind und an welchen Details das liegt. |
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Nachdem die Selbstdarstellungen auf die Schablonen gezeichnet waren, wurden sie vor Ort erprobt und ihre Anordnung diskutiert. Zunächst wurden die realistischsten Arbeiten ausgesucht, da die Wand leider zu klein für alle war. Danach wurden die Ganzporträts in unterschiedlichen Kombinationen auf die Wand geheftet, wobei sich auch die Figuren überschneiden sollten, damit eine gewisse Räumlichkeit entstehen konnte. Als man sich über den Entwurf und die Komposition des Gruppenbildes einig war, wurde ein Foto von dieser Anordnung gemacht, welches später als Ausführungsentwurf diente. |
Wegen der besseren Klebeeigenschaften auf Holz wurde ein Fliesenkleber als unterste Putzschicht verwendet, da ein Kalkputz auf diesem Untergrund nicht hält. Der Inhalt des 20 kg Sacks Fliesenkleber wurde mittels einer Bohrmaschine mit Rühraufsatz mit 5 Liter Wasser angerührt und mit einem schwarzen Pigment dunkel gefärbt. Die Bauwanne wurde auf Rollen zur Wand befördert und Abdeckplanen wurden unter die zu bearbeitende Wand ausgebreitet. Dies ist sehr wichtig, da der Fliesenkleber, wenn er einmal auf dem Boden des Pausenhofes abgebunden hat, irreversible Flecken hinterlässt. Der Fliesenkleber wurde mit Kellen auf die Wand in einer maximalen Stärke von 5 mm dünn aufgetragen. Da die Verwendung von Glättbrettern eher das Gegenteil bewirkt haben, als den Putz zu glätten, haben wir ihn mit den Fingern glattgestrichen. |
Nachdem
der Unterputz getrocknet war, konnte nun die Realisierung des Sgraffitos
folgen. Da die Zeichnung nur in den frischen Putz hineingeratzt werden
kann, muss die Arbeit zügig und in einem einzigen Arbeitsschritt vollzogen
werden. Zu diesem Zweck beantragte ich bei dem Direktor einen Projekttag,
an dem ich die Wandgestaltung mit den Schülern durchführen konnte.
Dieser wurde uns auch gewährt, sodass wir 6 Stunden am Stück
arbeiten konnten. Aber, wie es das Schicksal manchmal will, es regnete
an diesem Projekttag wolkenbruchartig. Glücklicherweise hatte ich
vorsorglich eine dicke Abdeckplane gekauft. Nachdem wir die Plane vom oberen
Rand der Wand schräg zum Boden zu einer Art Zelt verspannt hatten,
konnten wir den Feinputz im Klassenzimmer herstellen,
welcher dann sofort mit Kellen auf die Wand aufgetragen wurde. Dabei
arbeiteten wir von links nach rechts. Bei diesem Arbeitsschritt war Eile
geboten, da der Putz relativ schnell abbindet und dann nicht mehr in ihn
gekratzt werden kann. Deshalb wurden mehrere Kleingruppen gebildet, welche
für spezifische Aufgabenbereiche zuständig waren. Während
eine Gruppe die Wand von links nach rechts verputzte, legte eine andere
Gruppe auf der linken Seite bereits die Schablonen auf und kratzte mit
Modellierschlingen die Umrisse heraus. Die Details, die Binnenzeichnungen
der Selbstdarstellungen wurden dann von dem jeweiligen Autor der Zeichnung
nach der Schablone freihändig in den Putz übertragen. Nur durch
diese arbeitsteilige Vorgehensweise konnte das Sgraffito an diesem Tag
fertig werden.
Als die Ganzporträts aus den Feinputz „herausgekratzt“ waren, legten die Schüler im Hintergrund noch eine vertikale Struktur an, um den Hintergrund optisch besser von der „Standfläche“ des Bodens auf dem Wandbild zu trennen. Am Ende waren wir zwar alle fix und fertig, aber auch Stolz und glücklich auf unser schönes, gelungenes Wandbild. |
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Max Doerner: Malmaterial
und seine Verwendung im Bilde
http://www.ardez.ch/sgraffito.htm
http://m.c.escher.tripod.com/Escher.htm
http://www.servus.at/stwst/kunst/sgraffito/sgraffito.htm
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