Leistungskurs Kunsterziehung |
Die zeitliche Orientierung für den
Übergang vom Klassizismus zur Romantik holen wir uns bei Goethe.
In den Jahren 1770/71 hält er sich in Straßburg auf. Dieser
Aufenthalt findet zwei Jahre später seinen Niederschlag in der Schrift
"Von
deutscher Baukunst".
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Die Entdeckung der Gotik geschieht europaweit
etwa zur gleichen Zeit innerhalb der Lebensspanne einer Generation. In
Frankreich schreibt Victor
Hugo 1830 den historischen Roman "Notre
Dame de Paris", bei uns bekannt als "Der Glöckner von Notre Dame".
In London errichtet Charles Barry 1840-65 das House of Parliament
im neugotischen Stil, in München baut Georg Hauberrisser das
Neue
Rathaus (1867-74). Die Gebrüder Jakob und Wilhelm Grimm
sammeln "Kinder- und Hausmärchen", veröffentlichen "Deutsche
Sagen". Die Brüder Silpiz und Melchior Boisserée
sammeln altdeutsche und altniederländische Malerei, was in
der Zeit einer verarmenden und ihrer Macht beraubten Kirche einen hohen
konservatorischen Wert besitzt. Richard Wagner vertont die germanischen
Sagen von Tannhäuser, Lohengrin und den Ring des Nibelungen(Rheingold,
Walküre, Siegfried, Götterdämmerung), Tristan und Isolde,
Parsifal... zu Opern.
Das zentrale politische Erlebnis dieser Generation sind die Befreiungskriege von 1813-15, die die deutschen Länder von der Herrschaft der Franzosen und Napoleons befreien und nach der Schlacht von Waterloo eine Phase der nationalen Besinnung und politischen Einigung einleitet. |
Zurück zur Architektur und Goethe: |
"Standen
aber diese Gebäude Jahrhunderte lang nur als alte Überlieferungen
da, ohne sonderlichen Eindruck auf die größere Menschenmasse,
so ließen sich die Ursachen dafür gar wohl angeben. Wie mächtig
hingegen erscheint ihre Wirksamkeit in den letzten Zeiten, welche den Sinn
dafür wieder erweckten! Jüngere und Ältere beyderley Geschlechts
waren von solchen Eindrücken übermannt und hingerissen, daß
sie sich nicht allein durch wiederholte Beschauung, Messung, Nachzeichnung
daran erquickten und erbauten, sondern diesen Styl bey noch zu errichtenden,
lebendigem Gebrauch gewidmeten Gebäuden wirklich anwendeten."
(Goethe zitiert in Nerdinger, "Vom Klassizismus zum Impressionismus" S. 107) |
"Mittelalterliche Stadt am Wasser"
(Öl
auf Leinwand, 94x126 cm)
Das Bild verbrannte im Münchner Glaspalast 1931 - die Neue Pinakothek München besitzt eine Kopie). |
Im Jahr 1813, im Alter von 32 Jahren,
malt Karl Friedrich Schinkel,
ein Maler von Panoramen, Diaramen, Theaterdekorationen und studierter und
gefragter Architekt ("Neue Wache", Berlin) das nebenstehende Bild. Auf
einer Studienreise in den Süden fertigte Schinkel schon vor 1805 Zeichnungen
der Dome in Prag, Wien und Mailand. Das Stadtbild vereinigt als Synthese
solche Studien zu einer Idealvorstellung von Stadt und städtischem
Leben.
Als Denkmal für die Befreiungskriege plant Schinkel einige Jahre später auf dem Leipziger Platz in Berlin einen gewaltigen Dom im gotischen Stil, der allerdings nie realisiert wird. |
Was an der gotischen
Kathedrale eignet sich zur Symbolisierung romantischer Ideen?
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Die
Vollendung des Kölner Doms wurde auf diese Weise zur nationalen
Aufgabe von hohem Symbolwert. Die Abbildung einer Radierung von 1842
zeigt den Neubeginn der Bauarbeiten an den Türmen. Dieser Aktion voraus
ging die Wiederentdeckung eines verloren geglaubten Bauplans des Doms in
einer französischen Bibliothek durch die Kölner Kunstsammler
und Brüder Boisserée, enge Vertraute des bayerischen Königs
Ludwig I., der ihre Sammlung mittelalterlicher Kunst aufkaufte und zum
Grundstock der Alten Pinakothek machte. Sulpiz Boisseree verstand es in
den deutschen Ländern eine Spendenbewegung zu inszenieren, die einen
wesentlichen Anstoß gab für die Wiederaufnahme des Baus. In
einer feierlichen Prozession traf
Ludwig
1848 in Köln ein um diesem symbolträchtigen deutschen Dom,
mit dem Reliquiar der hl. Drei Könige seine Referenz zu erweisen und
die von ihm gestifteten Fenster ("Bayernfenster") ihrer Bestimmung zu übergeben.
Erst 1880 konnte die Turmspitze aufgesetzt werden.
Der Wiederaufbau des Kölner Doms ist in zahlreichen Fotografien dokumentiert, was medientechnisch das Heraufdämmern einer neuen Zeit beleuchtet. In der Tat wird das fotomechanisch und chemisch erzeugte Lichtbild die Malerei des 19. Jhs in eine tiefe Krise stürzen. So liegt mitten in der Romantik auch der Keim für den Naturalismus/Realismus, der den klassizistisch-idealistischen Geist des 19. Jhs tiefgreifender umwälzen wird als dies die Romantik tat. Abb. links zeigt den Bauzustand im Jahr 1876 (Fotografie) |
Buchquellen:
Nerdinger, "Vom Klassizismus zum Impressionismus", S. 107 ff Kamerlohr "Epochen der Kunst IV" S.99 |
http://www.archINFORM.de/arch/328.htm Werkverzeichnis Karl Friedrich Schinkel http://privat.schlund.de/G/Gilde/schinkel.htm
http://www.berlinimweb.de/wissen/schink.shtml
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