Das Frühstück im Freien
von Reinhard von Tümpling
Es geht mir in dieser Datei um die Gestaltung eines nachvollziehbaren unterrichtlichen Stilllebens, seine innere Vorbereitung und Umsetzung mit handwerklichen Mitteln und um die Gestaltung in der Wirklichkeit, sowie um das Wiederfinden in realen und bezogenen Lebenssituationen. Alle Vorgänge sind nur schwer zu trennen und ich betrachte sie auch als Ausdruck des Lebensgefühls. Ich habe bereits zum Stillleben gearbeitet unter: Der Vorläufer zu dieser Datei war Edouard Manets „Frühstück im Grünen“ (La Dejeuner) Insbesondere Manets Lebensgefühl zwischen klarem Realismus und leichter Lebensart erscheint mir als wichtig.
Anders als die meisten seiner späteren impressionistischen Malerkollegen, war Manet sein Leben lang ein überzeugter Stadtbewohner und verließ Paris, außer zu Studienaufenthalten ins Ausland oder in den Sommerferien, selten und ungern. Manet lebte nicht zurückgezogen in seinem Maleratelier, sondern flanierte – elegant mit Zylinder und Handschuhen in der Art eines Dandy bekleidet – täglich durch die Straßen seiner Geburtsstadt und besuchte regelmäßig Restaurants, Cafés und Varietés, in denen er mit progressiven Malern, Schriftstellern und Politikern zusammentraf. Zu diesen Künstlerlokalen gehörten zunächst das Cafe Guerbois, das Cafe de Bade und das Cafe Tortoni, in den 1870ern folgten das La Nouvelle Athènes, die Basserie Reichshoffen und die Folies Bergere. Im 1862 entstandenen Gruppenporträt Musik im Tuileriengarten stellte sich Manet zusammen mit den Malern Albert de Balleroy und Henri Fantin-Latour, den Schriftstellern Zacharie Astruc, Théophile Gautier und Charles Baudelaire, sowie dem Komponisten Jaques Offenbach als Teil der bürgerlichen Pariser Gesellschaft dar. Musik im Tuileriengarten gehört zu Manets frühesten Bildern, in denen er la vie moderne - das moderne Leben - thematisierte und folgte damit einem Aufruf, den Baudelaire 1859 an die Künstler gestellt hatte. Darstellungen des vie moderne wurden in den späteren Schaffensjahren für Manets Werk charakteristisch. Im eine Dekade später entstandene Werk Maskenball in der Oper wiederholte Manet das Sujet eines Gruppenportäts mit Freunden, verlegte das Geschehen jedoch in einen Innenraum. 1862 ist auch das Jahr, in dem Manet – angeregt durch den Herausgeber Alfred Cadart und den Fotografen Felix Chevalier – zusammen mit Bracquemond, Fantin-Latour, Alphonse Legros, John Barthold Jongkind und Augustin Theodule Ribot die Societé des Aquafortistes begründete. Diese Künstlervereinigung hatte sich die Förderung der Radierkunst zum Ziel gesetzt. Manet fertigte vor allem in den 1860er Jahren zahlreiche Radierungen nach seinen Gemälden an, von den einige veröffentlicht wurden. (Zitat Wikipedia) Einen entscheidenden Einfluss könnte Berthe Morisot auf Manet ausgeübt haben.
(Zitat Wikipedia) Wie es damals für Bildungsbürger guter gesellschaftlicher Brauch war, wird 1868 Morisot als Teil ihrer persönlichen Entwicklung mit Manet bekannt gemacht. Man muss Wiki dazu lesen und die hellfarbenen Bilder vergleichen, mit denen Morisots Einfluss auf Manet diesen scheinbar heller und lebendiger in seinen Bildern malen ließ, -auch im Hinblick auf ihre naiven Augenblicksbilder. Manet malte sein Bild vom Frühstück im Freien als komponiertes Studiobild, als in sich geschachteltes „Stillleben im Stillleben“. Es stellt eine von Geräuschen gedämpfte stille Waldlichtungslandschaft dar, die Sonne scheint mittagslastig und etwas abgeschirmt. Er baut eine ruhige Zeitachse mit ein, da er die hinten im Bild befindliche Dame recht entfernt darstellt. Die drei Personen des Vordergrundes sind die wesentlichen und der vorne links angefügte lose Picnickorb als zart verspielter und devoter Anker für die Augen bietet sich als ein einzelnes gefälliges, belebtes und etwas ungeordnetes Stillleben im Gesamtarrangement nur beigefügt an. Das Boot im Hintergrund deutet sich nur als Entwicklung einer Bewegung an, auch der rechts im Bild befindliche Mann kann als Verdoppelung des Mannes links angesehen werden. Fast scheint es, als ob Manet sich selber mit seiner Freundin dargestellt hat, zumindest ist zu Manets Zeit noch das bildnerische Spiel mit barocken Rollendarstellungen bekannt. Die Bewegungsachse im starren Tafelbild verläuft mindestens einmal s-förmig durch die Ebene der Waldlichtung. Der Umgang mit solchem dargestellten und interpretierbaren Rollentausch in einem flächigen Bild ist einem Schüler nur sehr schwer begreiflich zu machen, wo er sich schon mit der Zeitachse (mindestens in Form einer Bildergeschichte) schwer tun würde. Das setzt eine romantische Primärerfahrung von Nähe und Ferne voraus, die er noch nicht haben kann. Er kann hingegen ein isoliertes und ruhendes Stillleben als Inseldarstellung im gesamten Eindruck eines stehenden Tafelbildes begreifen. |
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Zum Speichern von Bildern und Schablonen: |
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Die Sachstudien zum Stillleben:
....mit nur geringen Formüberschneidungen.....
Die Konzentration auf eine methodisch realistische unterrichtliche Umsetzung als druckfähige Tischvorlage:
Aus diesen Tischvorlagen heraus entstanden konkrete Schülerarbeiten. Die realistischen Frühstücke:
....und die drauf folgende Arbeit: Ich bin von der Vorstellung ausgegangen, dass die Dinge wie ein „Frühstück im Freien“ z. B. nicht mehr selbstverständlich sind und auch z. B. an Hieronymus Bosch erinnern, den Bauernbrueghel und die Zeiten des eher noch nicht organisierten Lebens. Bildbeispiele im geschichtlichen Zusammenhang:
Der Schwerpunkt der Bildbetrachtung verschiebt sich also von der Schilderung der religiösen und auch moralisierenden Arbeitswelt hin zum Lebensgenuss, bis hin zum Selbstzweck. Der existentiell harte junge van Gogh mit den Kartoffelessern und dem Weber ist da nur bahnweisend. Menzel baute in seinem Eisenwalzwerk die stille ruhige Nebenszene mit ins Bild ein. Ich habe deshalb versucht, die Geschichte des „Frühstücks im Freien“ auch etwas anders zu betrachten, als es mir durch Edouard Manet vorgestellt wird. Manet stellt ein vollendetes in sich ruhendes Idyll fast wie eine barocke und abgeklärte lustvolle Schäferszene dar, -so sehr, dass es vom geschichtlichen Eckpunkt bis zum Kopieren als Alltagskarikatur reicht. Ich zitiere in diesen Zusammenhang die Arbeiten von Christian Fries, der seine Studenten klassische Gemälde solange nachstellen lässt, bis die fotografierte Szene dem gemalten Vorbild sehr nahe kommt. Dieser bestätigt damit den Vorrang der Klassiker.
Es geht also um eine reale Arbeit am Stillleben. Ich habe deshalb eine nahezu absurde Situation außerhalb jeder Bequemlichkeit nachgearbeitet, um das „Stillleben des Frühstücks im Freien“ einmal anders auffassen zu können. ....zum Vergleich zwei kontrastierende Fotos nebeneinander gestellt.....
und insbesondere bitte ich um die genaue Bildbetrachtung von:
Ich möchte in diesem Zusammenhang aber auch auf die sog. „Tafeln“ verweisen. Damit aber ist der Begriff des arrangierten Stilllebens nicht nur als Übung zur Konzentration wieder wichtiger geworden. Vielleicht ist zum Betrachten dieses Manets als Denkansatz hilfreich, dass er eine Art „Umweltstudie mit Freundin“ gemalt hat, mit eingeschobenem Stillleben, eine Art zeitlosem „social Environment mit Stillleben“..... Ich schildere noch einige andere modernere Beispiele:
Aber ich bekam auch danach dieses sinnliche Geschenk und war sehr zufrieden und glücklich. Mit N. N. und ihrem geschenkten „Frühstück im Freien“ habe ich im Sommer 2009 einen grenzenlosen und zeitlosen Raum erleben können und ich bin ihr für die geschenkte und gewährte Zeit des Erlebnisses sehr dankbar.... Verschobene und fast noch zeitnahe Erinnerungen daran sind u.a. auch: Ich habe hier in diesem kleinen Zeitfenster für mich unter anderem neben Manet auch Max Liebermann wieder entdeckt und ich bin mir sicher, dass nahezu jedermann solche zeitlosen Inseln des Glücks kennt und sie bereits einmal erlebt hat oder erleben wird, voll der lauten oder leiseren sinnlichen Freude ..... Sie bieten sich als Gabe an, wenn die Zeit reif ist, sie wahrzunehmen..... |
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An dieser Datei arbeiteten insgesamt drei Personen mit und die gemeinsame Arbeit hat mir sehr viel Freude bereitet. Reinhard von Tümpling, im September 2009 |