Mode

von Reinhard von Tümpling

 

In diesem Eintrag sind wesentliche Impulse meiner Fachkollegin Anja Wuttke eingearbeitet, ich bedanke mich bei ihr dafür an dieser Stelle sehr.

Das Thema ist Bereich übergreifend in der 7. Jahrgangsstufe Kunst (Hauptschule Bayern) angelagert.
Das Thema kann und soll auch gesehen werden unter dem geschichtlichen Aspekt der Säkularisation 1801-1804.


Das Mittelalter und der Beginn der Neuzeit waren auch gekennzeichnet durch eine ständische Bekleidungsordnung.

Durchgesehene Netzeinträge und -quellen:

http://www.sfn.uni-muenchen.de/krieg/m30jk/kleiderordnung.htm
ein Beitrag zur Kleiderordnung um 1626

http://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/volkskunde/trachten/gesch/kleiderord.htm
ein Beitrag zur Kleiderordnung von 1818

http://www.hyg.uni-heidelberg.de/institut/LeiKat/Merkblaetter/Kleiderordnung.pdf
ein Beitrag zur Kleiderordnung an Kliniken von 1999

http://www.zeit.de/2001/36/200136_schuluniform1_xml
ein immer wieder aufquellender Versuch zur Kleiderordnung an Schulen aus dem Jahr
2001

http://www.sfn.uni-muenchen.de/forschung/koerper/rfarb_de.html#2.beginn
nur Texte zur Modegeschichte

http://projects.brg-schoren.ac.at/1968/mode.htm
die Seite baut sich langsam auf, gut bebildert

http://www.siue.edu/COSTUMES/COSTUME1_INDEX.HTML
eine Sammlung von zeitgenössischen Stichen,

http://www.lgd.de/projekt/judentum/index.htm
ein Beitrag unter anderem zur Kleiderordnung des Judentums im MA

http://www.jadu.de/mittelalter/trachten/index.htm
einige sehr gute Strichzeichnungen des MA

http://www.suub.uni-bremen.de/benutzung/ausstellungen/klavier/gallerie.html
u.a. einige sehr amüsante Darstellungen zur Mode des Biedermeier
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Lehrplan-Zitat:

Wer von den Kollegen mag, kann das Thema zuordnen unter:
HS Ku By Lz 7.2 Darstellen, Verändern, Übertreiben: Typen und Charaktere
.....Die praktische Auseinandersetzung mit gängigen Figuren-Stereotypen aus der Medienwelt, der Mode oder des Sportes kann die hier nötige Klärung unterstützen. Im vergleichenden Erkunden solcher Typen-Muster sollen die Schüler lernen, deren Erscheinungsbild und Wirkung zu verstehen und mögliche eigene Abhängigkeiten von solchen Einflüssen zu erkennen. .....Durch Betonen, Übertreiben und Verändern der Körperproportionen, der Haltung und "Aufmachung" der Helden, Anti-Helden und der Umgebung, in der sie auftreten, sollen die Schüler in eigenen Bildern Möglichkeiten der Distanzierung erfahren. ...Dabei kann ihnen die Technik der Collage als Zuordnungsspiel mit gegebenen Bildelementen hilfreich sein.

Rollen und Erscheinungsbilder KR 7.5.1, EvR 7.1.2, Eth 7.6.1, E 7.2.3
Helden und ihre Widersacher; Idole und ihre Fans; Berufstypen

Gestalten:
Collagieren, Zeichnen, Malen, plastisches Formen
Verdeutlichen charakteristischer Merkmale, Körperproportionen und -haltungen
7. 6 Bekleidung/Attribute
7. 5 Verändern von Erscheinungsmerkmalen, z. B. durch Betonen, Übertreiben, Umkehren, Vertauschen
Betrachten:
Helden, Typen und Stars aus Sage und Märchen, der Film- und Popszene, dargestellt auf Fotos, in Illustrationen, Karikaturen, in der Werbung und in der Kunst, Beschreiben von Aussehen, Haltung, Mimik, Gestik und Ausdruck, Vergleichen der Wirkungen....


Oder
HS Ku By Lz 7.5 Produkte als Imageträger: Mode und Moden
Durch die Auseinandersetzung mit Imageträgern und Statussymbolen in der Werbung sollen die Schüler ein kritisches Bewusstsein im Umgang mit den Erzeugnissen der Konsumwelt gewinnen und allmählich fähig werden, den Gebrauchswert der Produkte von ihrem "Image-Wert" zu unterscheiden. Neben dem Vergleichen, Bewerten und Beurteilen von Markensignets und deren Wirkungen sollen die Schüler eigene Entwürfe entwickeln und diese themenbezogen ausgestalten KR 7.5.1, EvR 7.1.2,
D 7.2.3, Mu 7.4.2, Al 7.3.4.
Aussehen und Wirkung aktueller Statussymbole z. B. in den Bereichen: Kleidung, Schmuck, Make-up - Fahrzeuge - Freizeit
Betrachten:
Vergleichen und Beurteilen
Erscheinung, Gebrauchswert und Image von Produkten und Markensignets Produkten und ihrer Werbung in den Printmedien und im Fernsehen


oder
im bayerischen Gymnasium:
....Ku 8.5 Repräsentation: Image, Mode, Starkult
An Phänomenen des Starkults, der Werbung und Mode gewinnen die Schüler Einblick in Mechanismen und Strategien der Imagebildung. Sie erkunden in praktischen Versuchen Möglichkeiten der Selbstinszenierung und reflektieren ästhetische Erscheinungsformen in Politik, Werbung und Jugendkultur (l K 7.1, Mu 8.2)
Gestalten
Vorhaben, z. B.: Selbstinszenierung; Imagebildung von Stars; Nachstellen und bewusstes Verändern von Posen....


Einschränkungen:
Ich bin zum Bereich übergreifenden Unterricht gehalten; er ist dann sinnvoll, wenn ähnliche Zeiten oder Epochen bearbeitet werden sollen. Eine weitere Einschränkung betrifft die Ausgestaltung des Klassenzimmers mit einer Zeitleiste.
Wer den Begriff der Mode oder des Stils der Kleidung auf der Zeitleiste einzutragen versucht, kommt schnell zum übervollen Stil-Mischmasch. Der Schüler kann Unwesentliches nur schwer von Wesentlichem trennen.
Zur Aktualisierung von Bildern aus dem GSE-Buch müsste erst Basisverständnis erarbeitet werden und so käme man vom Stöckchen zum Steinchen und hätte doch nicht das Ganze.

Eine weitere Einschränkung ist innerer Art:
die Schüler haben in der 7. Jahrgangsstufe eine Präferenz für das Schrille, Schreiende, Laute, Grelle und wollen sich ständig die großformatigen Poster aus Jugendzeitschriften ins Klassenzimmer hängen. Dies geht am Thema vorbei, gehört ins private eigene Zimmer, ist sachlich verfehlt und bewirkte in der Öffentlichkeit des Klassenzimmers genau das Falsche. Die Schüler müssten unterstellen, der gewollt-abgebrannte Stil dieser Negativ-Helden sei erwünscht und bauen ermuntert ein eigenes Negativimage auf: das ist nicht verantwortbar.


Der Rokokostil ist in seinen ersten Anfängen um 1725 in Paris zu beobachten. Die Kunstrichtung Rokoko entfaltete sich bis 1774. In Deutschland setzte sich der Rokoko um 1730 durch. Rokoko kommt von dem französischen Wort roc, rocaille = Felsgestein, Grotten - oder Muschelwerk, weil die Muschel in der Ornamentik des Rokokos eine sehr große Rolle spielt.

Rokoko ist charakteristisch für schwingende Formen. Die Gesellschaft suchte die Gemütlichkeit. Die schweren barocken Formen werden durch kleine, zierliche und kunstvoll geschmückte Formen abgelöst.

 

 

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Unterrichtsbeispiele:

Um den methodischen Übergang zur modernen Kleidungsmode einzuleiten, habe ich im Anschluß an den Modellbau der Wieskirche einige Blätter zur Bekleidungsmode des Barock und Rokoko ausgeteilt und ausmalen lassen.


barock2.gif
zeigt ein einfaches Zuordnungsblatt


barock3.gif
ist eine Ausklinkung des obigen Blattes, aber vergrößert


barock8.gif
ist eine Stilkarte zum Barock, dies Blatt entstand aus der Zusammenarbeit mit meiner Fachkollegin Anja Wuttke

barock9.gif

ist eine Stilkarte zum Rokoko

Ergebnisse:


mode2026.jpg zwei Schülerarbeiten

mode2028.jpg zwei Schülerarbeiten

mode2012.jpg
ist das Ergebnis von barock2.gif

mode2013.jpg zeigt vier ordentliche Schülerarbeiten

 

Wenn sich das Barock-Themas zeitlich verbindet mit der französischen Revolution und der Säkularisation, ist die subjektive Entwicklung und Emanzipation der SchülerInnen zeitparallel zu beobachten. Ich habe deshalb den Übergang zur Gegenwart mit den folgenden Blättern gestaltet. Sie bauen auf Katalogseiten der großen Versender auf sowie den Werbebeilagen und Ankündigungen der Lebensmittelfilialisten. Diese bieten ihre fast unverschränkten Artikel wertneutral an und zeigen eine gering ausgeprägte Körpersprache, sind also vorzuziehen.


Figur_x.gif
Sammelblatt mit 7 Personen


Figur_y2.gif
2 männlich- 1weiblich

 


Figur_y1.gif
Sammelblatt mit 3 Mädchen


Figur_y3.gif
2 weiblich- 1 männlich

Figur_y4.gif
2 Mädchen

Figur_y5.gif
3 Personen

Figur_y7gif
3 Personen

Figur_y6.gif
2 Mädchen

Figur_y8.gif
3 Mädchen


UMRISS101.gif

 

Ergebnisse:

Mode2077.jpg
zeigt das Ergebnis einer Einzelstunde mit dem Schwerpunkt Muster-Struktur-Textur-Applikation
Mode2078.jpg ebenso
Mode2161.jpg
der beliebte Jeansanzug
Mode2160.jpg
ebenso

Nachbemerkungen:

Diese Umrissschablonen gehen sicher am Thema der ausgeprägten Mode vorbei, sind aber Anregung, davon ausgehend Mode zu entwerfen. Sie zeigen auch die "Uniformierung" auf niedrigsten Level der Sweatshirt-Kultur.

Wer den Zusammenhang zur Industrialisierung herstellen möchte und die tragische Komponente nicht scheut, sollte sich mit Käthe Kollwitz' Blättern und mit Gerhard Hauptmann befassen, ein Vorgang, der sich vor geringer Zeit vielfach wiederholte.

http://www.friedensschule.schulnetz.hamm.de/kultur/19jh/Tibla.htm#Z2
http://www.friedensschule.schulnetz.hamm.de/kultur/19jh/Beginda.htm

sind hierzu hilfreich.

Vielleicht ist es auch Anlass, sich mit der Entwicklung des Webstuhls zu befassen, mit der Entwicklung der Trikotagen und Korsettagen oder mit den Kunstfasern bis hin zu technischen Geweben. Wenn man das Thema von der Landschaftsbewirtschaftung ausgehend begreift, erfasst man sogar den ökologischen Zusammenhang.

Nichts ist so sensibel wie der Modemarkt und reagiert feinfühligst verzahnt auf konjunkturelle Schwankungen und Strömungen mit technisch-globalen Entwicklungen. Wer "mode-on-demand" zu verstehen sucht, begreift auch den Streit um die factory outlet center als Kostenminimierung.

Als Antwort auf die Industrialisierung der Kultur bieten sich die örtlichen Trachten- und Heimatvereine an. Sie sind Heimat, Anker, feststehendes Bild und gleichsam Ikone gegenüber einem allzu schnellen unbezogenen Wertewandel.

 

Reinhard von Tümpling, 2003