„>ICH<
>DU< >WIR< - Selbstinszenierung“
eine Unterrichtseinheit für die 8. Jgst. des Gymnasiums von Claudia Kohlhäufl Seminar 2005/07 |
Selten wurde ein <technisches Spielzeug> mit einem derartigen Aufwand beworben wie der MP3-Player. Und selten hat sich in diesem Sektor ein derartig klarer Favorit herausgebildet wie der iPod. Der Lehrplan für die 8. Jahrgangsstufe fordert auf Imagebildung im ästhetischen Umfeld der Jugendlichen zu beschreiben und zu beurteilen. Auch wenn vielen Schülern der Preis des Geräts im Vergleich zu anderen zu hoch erscheint halten sie das klare Bedienkonzept für überragend und das Design für äußerst "stylisch". Dieser Begriff wird auch in der Werbekampagne vorgeprägt, die mit einem Erscheinungsbild auftritt, das wohl zum Verkaufserfolg wesentlich beigetragen hat. Besprochen werden die Werbebilder hinsichtlich ihrer Machart und Wirkung. |
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Wie gemacht?
In allen Bildern - die offenbar sowohl in Anzeigen wie auch als Außenplakate Verwendung finden - sind junge Leute beiderlei Geschlechts in tanzenden Posen auf ihre Silhouette reduziert dargestellt. Die Figuren tragen in einer Hand deutlich sichtbar den Player, der über eine sich auf der Brust verzweigende Leitung mit den Ohrstöpseln verbunden ist. Die Figur ist in den gezeigten Fällen vom Kopf bis zum Bauch, bzw. bis zu den Oberschenkeln gezeigt, womit der Oberkörper, die Arme und Hände die Funktion der Bewegung tragen. Die schwarze Silhouette der Figur steht jeweils vor einem stark farbigen Hintergrund, der in einem Fall durchzogen ist von hellen Schleiern, die an ein Dicolight erinnern. Der weiße Player und die Kabelverbindung zu den Ohrstöpseln treten augenfällig in den Mittelpunkt der Komposition, was auch daran liegt, dass das Gerät von den Tänzern jeweils mit seiner charakteristischen Frontseite direkt zum Betrachter hin gehalten wird. Zwei der Figuren stehen frei im farbigen Feld, die andere nimmt an ihrer Rückseite Kontakt auf mit dem Bildrand. Ein Poster ist sparsam in weiß beschriftet mit den Markenzeichen der Firma und dem Logo des Geräts sowie mit einer zweizeiligen Info: 10.000 Songs zum Mitnehmen. PC oder Mac. apple/com/de. Was bewirkt? In ihrer Wirkung sind die Personen anonymisiert auf jugendliche Typen. Beweglichkeit spielt eine Rolle und in den gespreizten Fingern von Händen liegt eine gewisse balettartige Grazie, aus der Musik sozusagen bildhaft lesbar wird. Der bewegte Umriss der Figuren korrespondiert mit der weißen Linie der Kabel quasi als Melodiefigur während die harte Kontrastierung in den Farben den kräftigen Sound oder Beat der Musik plakativ übersetzt. Zwei der Figuren haben den Kopf in den Nacken gelegt. Ohne ihren Blick zu zeigen assoziiert man zu dieser Konfiguration eine nach innen gerichtete Wahrnehmung - Hören - gleichsam mit geschlossenen Augen. Die vom Körper abstehenden Arme besagen das Gegenteil, zeigen innere Bewegung an, die sich in extatischer Bewegung Luft verschafft. |
Dass
auch in der nun angestrebten Malerei die Körper der Jugendlichen nur
schemenhaft erkennbar sein werden nimmt den Schülern die Scheu beim
Fotografieren. Die SchülerInnen bekommen nun die Aufgabe sich
in Gruppierungen zu formieren. Die Gruppen sollen sich so zusammenzustellen,
dass eine Aussageabsicht erkennbar ist, wie z.B. besonders cool, betont
lässig usw. Der Nachdruck liegt dabei auf „besonders“ und „betont“,
da dies per se schon eine Tendenz beinhaltet, die benötigt wird, um
die Aussage zu verstärken und auf einem Foto sichtbar zu machen. Diese
Posen werden fotografiert, die Bilder in den Computer importiert und mit
den einzelnen Gruppen hinsichtlich Arrangement, Wirkung und Aussage besprochen.
Dass es einer wohlüberlegten Inszenierung bedarf, damit das Bild wirkt und eine Aussageabsicht erkennbar wird, wird den SchülerInnen sofort beim Betrachten ihrer in der Stunde gemachten Fotos klar. Dieses Verfahren, die neu entstandenen Fotos immer wieder zu besprechen, hilft ihnen dabei, den Prozess der Ideenfindung und -steuerung zunehmend bewusster und reflektierter zu vollziehen. In der Folge werden die Gruppen zu einem Fotoshooting mit dem Thema „>ICH< >DU< >WIR< - Selbstinszenierung“ geschickt. Die Gruppe soll im Schulhaus einen Ort finden, an dem sie sich als Gruppe in Szene setzen kann. Dabei können sich die Jugendlichen auch im Schulhaus bewegen, um geeignete Photos zu bekommen. Die Gruppe wählt sich dann aus diesen Fotos ein Exemplar aus, welches als Grundlage für das endgültige Plakat dient. |
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Die digitalen Fotos werden mit dem Beamer auf eine große Papierbahn übertragen und mit Filzstiften umrissen. Daran können sich jeweils mehrere Schüler beteiligen. Für den Rest der Klasse muss man in dieser Zeit eine Aufgabe bereithalten. | |
Wenn die Umrisse stehen geht es ans Ausarbeiten mit Farbe. Die Haltung der Figuren wurde nicht wie bei der besprochenen Reklame auf die Wirkung der Umrisse hin optimiert. Deshalb kann auf eine Binnenzeichnung nicht ganz verzichtet werden. Als Programm bleibt aber eine plakative Verwendung von wenigen Farben bestehen. | |
Die fertige Malerei haben die Schüler abschließend noch mit einem Spruch garniert. | |