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Ausdrucksstudien
Gesichter plastisch rekonstruiert und abgegossen
Eine Unterrichtseinheit zur Gußplastik im Grund- oder Leistungskurs

von Uli Schuster

In der Plastik hat der Bildhauer oft einen weiten Weg vom Modell zur gegossenen Form zurückzulegen, der damit zusammenhängt, daß es sich in dem einen Material leicht formen läßt, aber ein anderes Material kostbarer oder haltbarer ist. Schüler fertigen keine Plastiken aus kostbaren Materialien und ihre Arbeiten müssen auch nicht in Wind und Wetter die Jahrhunderte überdauern. Deshalb bleibt es im schulischen Bereich meist auch beim Modellieren oder Montieren mit einfachen Mitteln. Im Grundkurs Plastik, oder auch in einem Leistungskurs hat man die Zeit, um auch einmal einen Umformungsprozeß auszuführen. Drei Schritte sind dazu notwendig. Es wird ein Modell geformt, eine Gußform hergestellt und ein Abguß genommen.
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Vorarbeiten
Für die hier beschriebene Aufgabenstellung hat in einem Leistungskurs jeder Schüler im Lauf von ein paar Wochen und jeweils in einer Pause zwischen zwei Stunden eine nach einem Mustergebiß vom Zahnarzt hergestellte Silikonform in Gips ausgegossen. Als für alle eine untere und eine obere Zahnreihe fertig und getrocknet war, wurden die beiden Teile jeweils mit einem Bohrloch versehen und mit einer Schraube an einer Hartfaserplatte befestigt. Zunächst ging es also um das Kennenlernen eines Gußvorgangs mit einer vorgefertigten Form. Die Schüler lernten den Gips gießbar zuzubereiten. Sie konnten sehen, wie er sich vom flüssigen Zustand über eine deutlich spürbare Erwärmung in ein festes Material verwandelte. Die Gummiform gewährleistete eine präzise Abformung von Details, und sie hielt, ohne darunter zu leiden, die 18 Abformungen aus, die für die Klasse notwendig waren. Die Schüler erkannten auch, daß man den getrockneten Gips gut bohren konnte, und einer konnte sogar feststellen, daß man mit einer Schraube leicht so eine Gipsform sprengen kann, wenn man die notwendige Vorsicht außer Acht läßt.
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Aufgabe
Die Modellieraufgabe war der bildnerische Teil einer Schulaufgabe mit praktischem Schwerpunkt.
"Gegeben ist der Gipsabguß eines Gebisses, vormontiert auf einer Hartfaserplatte. Modellieren Sie in Ton über dieser Basis die Halbansicht eines Kopfes vom Kinn bis etwa unter die Augen. Es geht also um die Abformung der Partie Mund/Nase. Wählen Sie einen Ausdruck, bei dem die Zähne sichtbar bleiben. Das Modell soll eine für den Guß geeignete Form ergeben, die später weiterbearbeitet wird.
Bei aller gewünschten Ausdrucksstärke und möglichen plastischen Artikulation (Verdeutlichung) soll die Orientierung am natürlichen Vorbild deutlich bleiben. Dazu stehen Spiegel, das eigene Gesicht und das von Nachbarn zur Verfügung."
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Modellieren
Damit der trockene Gips dem Ton nicht zu schnell die Feuchtigkeit entzieht, haben die Schüler das Modellbrett mit einer Folie überzogen und erst darauf die beiden Gebißteile montiert. Die Zähne werden mit Klebeband abgeklebt, damit sie nicht zu sehr verschmutzen und der trockene Gips dem Ton nicht zu schnell die Feuchtigkeit entzieht. Für das Modellieren hatten die Schüler zwei Stunden Zeit. Ein Knödel aus feuchtem Papier stützt als Unterbau das Tonmodell, hält den Ton feucht und erspart uns die massive Form. Das Gipsgebiß wird mit einem Paketklebeband abgeklebt. Um dem Austrocknen der Tonmodelle bis zur nächsten Stunde vorzubeugen, wurde das ganze Modellbrett in eine Plastikfolie verpackt. Für das Modellieren hatten die Schüler zwei Stunden Zeit.
Die Vorgabe der beiden Zahnreihen ist ein didaktischer Trick. Mit dem Gebiß sind die Proportionen des Gesicht  in deutlichen Grenzen festgeschrieben. Vor allem die plastische Tiefe verhindert ein zu flächiges Ausweichen der Schüler. Die Zähne sollten in der fertigen Form sichtbar sein, der Mund mußte also geöffnet modelliert werden. Zudem hatten die Schüler die Aufgabe, das Zeigen der Zähne zu einer ausdrucksvollen Mimik zu nutzen. Spiegel standen in dieser Phase zur Verfügung, und jeder konnte nach seinem eigenen Ausdruck suchen.
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Abformen
Der nächste Schritt war das Herstellen der Negativform. Zunächst entfernt man das Gebiß aus dem Modell, indem man es von der Rückseite des Modellbretts her abschraubt und dann aus dem Ton befreit ohne die Modellform zu beeinträchtigen. Wir legten dann in zwei Schichten Gipsbinden auf. Man schneidet von der Rolle kleine Bahnen von ca 5 cm Breite ab und legt sie kurz ins Wasser. Vor dem Auflegen auf den Ton läßt man die Binden abtropfen und streicht sie dann mit den Fingerspitzen eng anliegend an die Modelloberfläche. Diese Schicht haben wir nach außen hin und insbesondere an den Rändern der Form mit Gips verstärkt und versteift. Dazu darf der Gipsbrei schon etwas angezogen haben sodaß er sich auch mit einer Spachtel gut verteilen läßt. Für den nächsten Schritt ist es dienlich, wenn der Gips gut ausgehärtet ist und der Ton schon etwas ledrig ist. Die Arbeit kann gut einen Tag ohne Verpackung im kühlen Raum liegen, dann läßt sich der Ton leichter aus der Gipsform entfernen.
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Ausgießen
Nach dem Entfernen des Tons aus der Form kann man die Rückstände vorsichtig mit einem nassen Schwamm oder mit einem Pinsel unter laufendem Wasser säubern. Die gereinigte Negativform pinselten wir mit Pril (oder einer anderen stark schäumenden Seife) aus. Die Seife dient als Trennmittel, damit sich die Gußform später wieder vom Abguß lösen läßt. Sie soll gut in die Poren der Hohlform eingedrungen sein bevor der Gießvorgang beginnt. Außerdem verschlossen wir die Mundöffnung mit einem Pfropfen aus Ton, der dicker als die beabsichtigte Wandstärke sein sollte, um auch nach dem Gießen die Mundöffnung wieder leicht freilegen zu können. Schließlich wurde der Gipsbrei in die Form eingefüllt. Die erste Schicht sollte noch gut fließen und sich beim Schwenken der Form in dieser verteilen. Für die Verstärkung dieser Schicht warteten wir dann ein wenig ab, bis der Brei etwas zäher wurde. Dann konnte man mit der Spachtel für eine einigermaßen gleichmäßige Schicht sorgen. Eine Stärke von ca 2 cm reicht in jedem Fall aus.
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Trennen der Formen
Wenn der Gips abgebunden hat und wieder erkaltet ist (besser wartet man einen Tag), legt man das Werkstück in einen Eimer mit Wasser. Beide Teile saugen sich mit Wasser voll und dabei schäumt die Isolierschicht aus Seife so auf, daß der Schaum schließlich die Trennung der beiden Schichten erleichtert. Da wir die Form nur einmal verwenden wollten konnte die Negativfom auch vom Guß abgeschält werden und dabei kaputt gehen.
In die abgegossene Form wurden noch im nassen Zustand die Zahnreihen eingepasst. Dazu mußten diese mit Raspeln so zurechtgefeilt werden, daß sie sich wieder einpassen ließen. Das "Verkleben der Gipsteile erfolgt mit Gips. Allerdings dürfen dazu beide Teile nicht trocken sein, weil diese dem frischen Gips sonst das Wasser entziehen würden, das er zum Abbinden dringend selbst benötigt. Der letzte Schliff wurde der Form erst nach dem Trocknen verpaßt. Einige Schüler wollten eine glatte Oberfläche und haben die trockene Form mit Schleifpapier bearbeitet.
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Präsentieren

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Unser "Werkraum" im Keller hat eine Wand, die mit drei Pfeilern gegliedert ist. Am Kopfende dieser Pfeiler sitzen jetzt diese kopf- und hirnlosen Gesichter und bewachen zähnefletschend den "Luftraum".

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Literatur Quellen
...da kommt vielleicht noch was