Das Bereiten der Farben
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Das Bereiten der Farben aus Farbstoffen (Pigment) und Öl (Bindemittel) war bis ins 19. Jh eine zentrale Arbeit in der Malerwerkstatt. Rezepte waren ein gehütetes Werkstattgeheimnis. Der hintere Geselle zerreibt das Farbpulver auf einem Malstein, der vordere- fügt mit Hilfe einer Pipette das Bindemittel Öl hinzu. Ein Häufchen Pigment und eine Spachtel liegen auf seinem Malstein. Die fertigen Farben wurden in Muschelschalen oder Schweinsblasen gefüllt. Im Regal stehen neben Vorratsflaschen für Öle auch ein Mörser. Manche Pigmente mußten erst im Mörser zerstoßen und zermahlen werden. Die in der Renaissance verfügbaren Farbstoffe, insbesondere die bunten Farben Rot, Blau, Gelb, waren teuer und kamen auf Handelswegen oft von weither. Blau aus Lapislazuli z.B. aus Afghanistan. Das gilt auch für manche Öle, Harze oder Firnisse, die dem Leinöl beigemischt wurden, um seine Lichtechtheit und seine Trocknung, aber auch seine Haltbarheit zu beeinflussen. Ölfarbe bleibt auch nach dem Trocknen lange Zeit elastisch.
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Die Tafelmalerei des 15. Jhs hat eine Vorliebe für die Ölfarbe entdeckt. Leinöl, Mohnöl, Nußöl sind sehr flexible Bindemittel. Sie erlauben ein deckendes Malen genauso wie transparente Farbschichten. Der wesentliche Vorteil des Öls ist, daß die Farbe sich beim Trocknen im Ton nicht verändert, die Wirkung unmittelbar ersichtlich ist. Zudem läßt sich der Trockenvorgang durch Verdünnen (Terpentinöl) oder Zugabe von Firnissen flexibel steuern, wodurch Korrekturen jederzeit leicht möglich sind. Schichtenmalerei in 30 von 40 Lasuren ist genauso möglich wie Primamalerei, bei der naß in naß in einer Schicht gemalt wird. Ölbilder können wegen der elastischen Farbschicht einen beweglichen Untergrund vertragen. Die Leinwand löste somit die schweren und teueren Holztafeln ab, die bei der Temperamalerei hauptsächlich Verwendung fanden.