Die Lehrbuben
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Die Werkstatt ist Handwerksbetrieb und Ausbildungsstätte in einem. Wenn ein Vater seinen Sohn zur Ausbildung in einem Handwerk bestimmte, gab er ihn zu einem Meister in die Lehre. Der nahm ihn gegen ein Lehrgeld für die Dauer der Ausbildung in seine Familie auf. Kost und Logis waren inbegriffen. Die Lehrlinge nahmen gemäß ihrem Lernfortschritt an der Arbeit in der Werkstatt teil und wurden von der Meisterin auch für häusliche Arbeiten herangezogen. Vielfach lernten sie von der Meisterin auch Lesen und Schreiben. Mit einem selbständig gefertigten Gesellenstück wurde die Lehre nach Jahren beendet, der Bursche mußte auf Wanderschaft gehen um bei vielen Meistern weiter zu lernen. Um ein Meister zu werden mußte er vor einer Zunft die Meisterprüfung ablegen, die theoretische wie praktische Leistungsnachweise umfaßte. 
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Der Jüngste der drei Lehrbuben sitzt rechts im Bild. Vor sich auf dem Schemel hat er eine Zeichnung mit zwei Augen liegen. Die hat ihm der Meister zum Kopieren aufgetragen. Man war allgemein der Ansicht, daß das Kopieren meisterlicher Muster die beste Schulung für die angehenden Lehrbuben sei.
Der Älteste der drei Buben steht in der Bildmitte ganz nah beim Meister und darf ihm die Palette herrichten. Als Grundlage der Malerei galt die Zeichnung und erst wer das Zeichnen hinreichend beherrschte, durfte sich mit den teuren Farben abgeben. Auf der Palette wünscht der Meister eine bestimmte Reihenfolge der Farben, dadurch vermitteln sich dem Lehrling die Mischverhältnisse und die Farbordnung.
Der Mittlere der drei Lehrlinge sitzt links im Bild. Auch er ist mit einer Übung beschäftigt und zwar zeichnet er nach dem plastischen Modell. Auf dem weißen Gips sind Schatten und Lichter besonders gut sichtbar. Der Bub hat vor sich auf dem Tisch eine weibliche Büste stehen, die er studiert. Ein Zirkel, ein Buch und eine Schachtel für Stifte zeigen die Vielfalt seiner Beschäftigungen auf. Er hat schon eine Menge gelernt. Aus einer Schublade seines Arbeitstisches hängt ein Bogen Papier heraus. Erst die Verbreitung der Papierherstellung in der Renaissance hat ein solches zeichnerisches Studium möglich gemacht. Nun konnte man auch Zeichnungen aufbewahren und sammeln.