Der Meister
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Mit der Erlaubnis der Zunft und nach Ablegen einer Prüfung konnte ein Maler sich in einer Stadt niederlassen und eine Werkstatt einrichten. Er sollte alle Techniken seines Handwerks beherrschen und fähig sein Bilder zu jedem Thema zu erfinden. Sein Rang wurde an seinen "Inventionen" gemessen, die er stolz mit seinem Signet versah. Meister van Eyck ist hier dargestellt beim Malen einer religiösen Legende, eines 'Historienbildes'. Thema ist St.Georgs Kampf mit dem Drachen. Solche Motive sind nicht in der Natur zu finden, dazu bedurfte es der Kenntnis entsprechender Vorbilder, eigener Erfindung und des Studiums der Natur. Dieser Prozeß der Bilderfindung "Inventio" ist hier nicht dargestellt. Für den Nachweis der Meisterschaft ist dies allerdings der zentrale Prozeß und er spielt sich seit der Renaissance in der Hauptsache im Medium der Zeichnung ab. In mehreren Studien werden die Gesamtkomposition und ihre Teile wie Figuren, Haltungen, Gesichtsausdrücke, Gewänder sowie Hintergründe (Landschaft oder Architektur) einzeln konzipiert und zu einer Gesamtkomposition abgestimmt.
Malerei ist hier dargestellt als eine saubere Tätigkeit. Der Maler trägt gute Kleidung und ein Barret. Mit der linken Hand hält er einen Satz verschieden großer Pinsel, eine Palette mit den Farben und einen Malstock. Der Malstock dient als Auflage für die pinselführende Hand, damit der Maler nicht die noch feuchte Bildoberfläche berührt.
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Jan van Eyck (1390-1414) lebte als Hofmaler in Den Haag und in Brügge und hat sich auch als königlicher Gesandter Philipps des Guten Verdienste erworben. So reiste er in dessen Auftrag nach Lissabon, um Prinzessin Isabella zu portraitieren. Er hat das so überzeugend gemacht, daß der König die Dame zur Frau nahm. Solche Bildnisse waren für gute Portraitmaler lohnende Aufträge in einer Zeit, wo Bürgerliche wie Adelige ihre Söhne und Töchter gern verheirateten um  politische oder geschäftliche Beziehungen auch in ferne Länder zu knüpfen. 
Van Eyck gilt insbesondere den Holländern als Erfinder der Ölmalerei. Zu dieser Legende hat nicht unwesentlich der Stich von Theodor Galle beigetragen. Sein Schüler, Petrus Christus, ein Italiener, hat angeblich seine geheimen Rezepturen zur Farbherstellung nach Italien verraten.
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Die Malerwerkstatt lebte von Aufträgen, die Kunden an den Meister herantrugen. Das war in vielen Fällen nichts aufregendes: Die Dekoration von Sattelzeug, Truhen, Schränken, das Bemalen von Karren und Skulpturen, die Fertigung von Wappen, Ladenschildern, Fahnen und Bannern. Mehr Verdienst brachten Tafelbilder für die private Hausandacht und ausgesprochen gute Aufträge waren Altarbilder für Kirchen und Kapellen, von einer Bruderschaft, Zunft oder einem reichen Bürger als Schenkung an die Kirche in Auftrag gegeben. Aufträge zur Dekoration öffentlicher Gebäude, Rathäuser, Kirchen, Schlösser wurden nur an eine zahlenmäßig kleine Gruppe der Maler vergeben, die dazu meist als Hofmaler im Dienst eines finanzkräftigen Herren standen. Thematisch zielten die Aufträge aus dieser Gruppe auf religiöse, mythologische und historische Programmbilder, gelegentlich auf Illustrationen von Chroniken und Büchern, hin und wieder auf Portraits. Landschaften und Städteansichten auf Tafelbildern für Bürgerhäuser kamen erst im 17. Jh in Mode. Wenn ein Meister genug Aufträge hatte, nahm er Schüler in seine Werkstatt und sein Haus auf um sie auszubilden. Die Eltern des Lehrlings hatten dafür ein Lehrgeld zu entrichten.