Themen,
Techniken, Charakteristika
In seinen frühen Bildern orientiert er sich vor allem an den holländischen
Meistern wie beispielsweise Rembrandt, aber auch an Tizian und Claude Lorrain,
später tritt aber die Farbe stärker in den Vordergrund, die Formen
des Motivs werden aufgelöst.
Die Farbe als wichtigstes Mittel erhält bei Turner eigene Ausdruckskraft,
eigenen Wert. Ausführlich hatte er sich mit Farbtheorien beschäftigt
und erkannt, daß die Pigmentmischung weit weniger leuchtend ist als
die Farblichtmischung bei der Betrachtung. So verleiht er den Farben durch
verschiedenfarbige, nebeneinander liegende Flecken und Streifen eine unglaubliche
Leuchtkraft. Dafür verwendet Turner keine "unbunten" oder Erdfarben,
sondern lebhafte Farben und viel Weiß. Hell/Dunkel erzeugt er nicht
durch Schwarz und Weiß, sondern durch Gelb und Blau.
In seinen Bildern ist teilweise keine Komposition erkennbar, kaum klare
Linien und keine starke Fluchtpunktperspektive [Eine Ausnahme bildet bspw.
das 1844 entstandene Bild ´Rain, Steam, and Speed´, welches
sowohl eine streng symmetrisch-geometrische lineare Komposition als auch
eine starke Fluchtpunktperspektive aufweist.]; und doch schafft Turner
durch Farbperspektive einen klaren Bildraum. Die Farbe stuft den
Raum einerseits durch bildparallele, streifenartige Schichtung nach hinten
ab, zum anderen erzeugt sie durch kreisförmige, spiralige Bewegung
einen wahren Tiefensog. Die tiefsten Stellen seiner Bilder sind jene mit
den schärfsten Kontrasten, vor allem Gelb/Blau und Violett/Orange.
Turner löst die Konturen der Objekte völlig auf, schafft durch
Zerstörung der Materie eine völlig grenzenlose Welt. Er malt
nicht nach der Natur, sondern wie die Natur. Die Farbe seiner Bilder folgt
nicht der Form - sie erzeugt sie. Für ihn war klar, daß die
Linie den Verstand anspricht, die Farbe aber die Sinne.
Auch der Farbauftrag ist weniger streng, sondern sehr ausdrucksbetont.
Turner trägt Farbe verschieden dicht auf, mit dem Spachtel, als Lasur;
er verreibt sie, kratzt sie mit dem Pinselstiel ab - wichtig ist nicht
feine handwerkliche Arbeit, sondern der Ausdruck mit Farbe.
Seine Bilder zeigen die grenzenlose Welt, wie sie in der Romantik gesucht
wird, zeigen die Landschaft als Licht und Luftphänomen, Licht und
Atmosphärenerscheinungen, und immer wieder Stürme; geisterhafte
Nebelschwaden und aufgewühlte See.
Dramatische Naturmomente sind seine liebsten Motive. Aber man entdeckt
in seinen Werken auch immer etwas Mythologie, und auch die zeitgenössische
Technik wird oft abgebildet. Seine Bilder zeigen die grenzenlose Welt,
wie sie in der Romantik gesucht wird, zeigen die Landschaft als Licht und
Luftphänomen, Licht und Atmosphärenerscheinungen, und immer wieder
Stürme; geisterhafte Nebelschwaden und aufgewühlte See. Dramatische
Naturmomente sind seine liebsten Motive. Aber man entdeckt in seinen Werken
auch immer etwas Mythologie, und auch die zeitgenössische Technik
wird oft abgebildet.
Turner kann ohne schlechtes Gewissen als malerisches Genie verstanden
werden: Ein Jahr nach seinem Besuch 1802 im Louvre (Paris) hatte
er bereits die Malweise Tizians in sein Repertoire aufgenommen - mit erstaunlichem
Erfolg, wie das Bild Venus und Adonis (New York) beweist.Jedoch die Freiheit
und der Fanatismus, womit er einen Stil nach dem anderen aufgriff und umformte,
die Brillanz, womit er sogar das Original übertraf, verfeindeten ihn
mit den Kunstkennern. Die jüngeren Künstler wurden dagegen tief
beeindruckt und beeinflußt; doch Turner führte seitdem
einen ständigen Kampf mit dem konservativen Geschmack. Nur seine topographischen
Aquarelle, die er weiterhin malte, wurden allgemein bewundert.
Heute, wo Turners Werk allgemein anerkannt und hoch geschätzt
wird, kann man verstehen, warum er so viele seiner Bilder zurückhielt,
die man erst nach seinem Tod in Turners Atelier fand: Er war wie so viele
Künstler seiner Zeit voraus mit seinen ungewöhnlichen, experimentellen
und sensuell-atmosphärisch Ausdrucks-, oder besser Eindruckstechniken.
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