Materialsammlung
und Unterrichtssequenz zum Lernbereich 12.2 Kommunikation
2.
Welche
Rollen besetzen Künstler und Publikum im Kunstsystem des 19. und 20.
Jahrhunderts?
von Uli Schuster 2010 |
Der neue Lehrplan
für die Oberstufe des G8 in Bayern sieht in 12.2 eine Auseinandersetzung
mit dem Themenfeld "Kommunikation" vor. Die Schüler sollen
alltagsästhetische Phänomene und Kunstwerke als Teile komplexer
Kommunikationsprozesse in der Gesellschaft begreifen. Dazu lernen sie unterschiedliche
Kommunikationsstrategien vor allem von Künstlern des 20. Jahrhunderts
zu verstehen. Dabei kommen kunstgeschichtliche Positionen der klassischen
Moderne und des 20./21. Jahrhunderts zur Sprache, die einen Eindruck vermitteln
von Affirmation bis Kritik, die geprägt sind von Provokation, Überwältigung
oder/und poetischer Verklärung, denen es um Erweiterung bis Entgrenzung
des Kunstbegriffs geht und um Autonomie der Gestaltung bis hin zur Ausschaltung
von Kritik.
Die nachstehende Unterrichtssequenz möchte in drei abgeschlossenen Einheiten Beispiele geben, die in diesen Rahmen passen. Neben den uns zur Verfügung stehenden Schulbüchern befragen wir auch spezifischere Quellen zum jeweiligen Autor oder Problemfeld. Die Unterrichtssequenz ist auf drei getrennte Adressen verteilt.
2. Welche Rollen besetzen Künstler und Publikum im Kunstsystem des 19. und 20. Jahrhunderts? Mit der französischen Revolution gerät in ganz Europa ein traditionelles ökonomisches Bündnis zwischen Kunst und feudalen Auftraggebern (Kirche und Adel) ins Wanken. Königliche und fürstliche Sammlungen sowie Bestände aus geplünderten Klöstern/Kirchen wandeln sich in öffentliche Museen mit einem neuen, bürgerlichen Publikum. Die künstlerische Produktion muß in neuem Maßstab über einen freien Kunstmarkt nach neuen Vertriebswegen und bürgerlichen Käuferschichten suchen. Das Verhältnis der Künstler zu ihrem Publikum ist im 19. und 20. Jh geprägt von starken Spannungen, die bis zu offen ausgetragenen Feindseligkeiten reichen. Dabei geht es nicht immer nur um die Kunst selbst, sondern auch um den gesellschaftlichen Rang, den Künstler beanspruchen, um Differenzen im Lebensstil, um ein Bedürfnis nach Erbauung oder Unterhaltung, das vom Publikum eingefordert wird oder auch um Belehrungen, die man sich erhofft oder verbittet. Dabei erscheint weder die Künstlerschaft als ein homogenes Gebilde noch lässt sich das Publikum oder die Kritik über einen Kamm scheren. 3. Wie deuten Kunstgeschichte und Künstler die Grabenkämpfe der 'Schulen' im 20. Jh? Die europäische Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts lässt sich nicht mehr als eine Geschlossene Epoche beschreiben. Eine nahezu beliebig erweiterbare Reihe von Ismen, Schulen, Gruppierungen und schwer einzuordnenden Individuen lösen sich in immer kürzeren Zeitspannen ab und verlaufen teilweise auch zeitlich parallel zueinander. Sie bekennen sich zu unterschiedlichen Zielen, grenzen sich voneinander ab, konkurrieren um den Einzug in Museen und Sammlungen und sprechen sich nicht selten auch gegenseitig Relevanz, Aktualität, Bedeutung ab. Insgesamt bietet sich fast ein Bild wie bei politischen Parteien: Man vertritt eine gemeinsame Linie nach außen, bedient und pflegt ein begrenztes Publikum mit besonderer Rücksicht auf Sammler und wohlgesinnte Kommentatoren. Solche Bündnisse auf Zeit überdauern selten einen sich anbahnenden kommerziellen Erfolg und werden vom einzelnen Künstler schnell einer eigenen Profilierung geopfert. |
Welche
Rollen besetzen Künstler und Publikum im Kunstsystem des 19. und 20.
Jahrhunderts?
A)
Bohéme und Philister
Im 19. Jh bilden sich zunächst am
Rande einiger europäischen Großstädte, später auch
auf dem Lande Dörfer heraus in denen sich viele Künstler ansiedeln
und damit ein Milieu entsteht, das stark von einer Lebensweise dieser Einwohnerschaft
geprägt wird, das in mancher Beziehung abweicht von bürgerlichen
Vorstellungen: Nahe Paris die Gemeinde Montmartre, in München
das Dorf Schwabing, um nur zwei Beispiele zu nennen,
oder als ländliche Künstlerkolonien
Dachau bei München
oder Barbizon im Wald von Fontainbleau vor den Toren von Paris.
Mit der französischen
Revolution wird eine schon länger exisiterende Kluft deutlich sichtbar
zwischen einer Normen setzenden akademischen Staatskunst und einem
bürgerlichen Künstlerprekariat, das nach Auflösung
der Zunftordnungen vor allem in den großstädtischen Zentren
um einen Markt für seine Produkte kämpfen muss und dabei Gegenbilder
zum künstlerischen Establishment entwickelt.
Aus dem Text von Arnold Hauser lässt sich eine Liste von lebensbeschreibenden Aussagen isolieren, die den Künstler als Bohémien charakterisieren:
Das Gegenmilieu zur Bohéme bildet die Bourgeoisie, die - soweit Kunstpublikum - seit der Romantik von den Künstlern mit dem Schimpfnamen Philister belegt wird. Das beginnt schon mit Herrn von Goethe und Herrn von Schiller, steigert sich in Frankreich mit Flaubert und kehrt nach Deutschland zurück mit Nietzsche um nur einige zu nennen. Als Zeitzeuge soll hier der Dichter Novalis, ,alias Herr von Hardenberg (1772-1801) die Anklage vertreten:
Aus diesen Anklagen von Novalis und den Zitaten bei Demand lässt sich eine Liste von Charakterisierungen des Bürgers im 19. Jh. als Kunstpublikum erstellen:
Dieser herablassende Blick auf die Bourgeoisie kann als Indiz gesehen werden, dass sich zumindest Teile der künstlerischen Bohéme - obwohl selbst zum Großteil bürgerlichen Ursprungs - als Folge der restaurativen Tendenzen der Kaiserzeit nach einer Re-aristokratisierung der Kultur sehnen, vielleicht auch in Ermangelung von gleichrangigen institutionellen Alternativen. War die Akadémie Royale1792 von den Stürmen der Revolution, und unterstützt von Jacques Louis David, hinweggefegt worden, so erstand sie unter dem ehemaligen Revolutionär David 1795 als Institut de France schon wieder neu, blieb aber ihrem feudalen Geist verhaftet und wurde damit zum Gegenspieler der Kunsterneuerer, die sich den Bewegungen der Romantik, des Realismus, des Naturalismus, des Impressionismus anschlossen. Während sich die Kaste der akademischen Künstler im 19. Jh ganz im feudalen Stil an ästhetische und pädagogische Traditionen klammert, die sie vorwiegend auf Antike und Renaissance zurückführt, sowie an institutionellen Privilegien festhält (Ausrichtung des Salons, Bestellen der Jurymitglieder, Vergabe von Medaillen und Stipendien, Entscheidung über staatliche Ankäufe), berufen sich die um Anerkennung bemühten Künstler auf die Originalität ihrer Autorenschaft = Authentizität, die sie zum Geniekult stilisieren und womit sie die Legitimität von Brüchen mit der Tradition rechtfertigt. Unter dem Blickwinkel der Neuerer wird der Akademismus und seine Salonmalerei zum Synonym für künstlerischen Stillstand, Dekadenz, Realitätsflucht, Lüge und Kitsch, ein letztes Refugium für Dekoratives, Gefälliges, Geschlecktes. "In der Zeit zwischen Romantik und Moderne war die Kultur der gesamten westlichen Welt in allen Bereichen von den gleichen Kitschtendenzen durchsetzt" ( Gelfert, "Was ist Kitsch" zitiert in Christian Demand, "Die Beschämung der Philister", S.105 ) Unter Kitschverdacht geraten am Ende des 19. Jh gleichfalls die klassizistischen, neugotischen, neuromanischen Fassaden des Historismus, der sich in der Architektur durch das ganze Jahrhundert zieht. Künstlerische Wahrheit wird dagegen verknüpft mit Authentizität, die der schöpferische Geist aus seiner subjektiven Intuition bezieht. Wahre Kunst kann sich nur etablieren im Durchbrechen und Verletzen gängiger Erwartungen. Es ist nur logisch, dass eine Künstlerschaft, die so mit ihrem Publikum hadert, sich zunehmend der Idee verschreibt, dass Kunst nur noch ihren eigenen Regeln und Zwecken dient: L'art pour l'art wird zur Pathosformel und zu einem Kampfbegriff der Moderne. Am Ende des Jahrhunderts
stehen sich die Fronten geradezu hasserfüllt gegenüber. Einerseits
beginnt 1892 mit der Schrift des Arztes Max Nollau mit dem Begriff "Entartung"
eine Vorstellung zu gären, die in der kulturellen Entwicklung Krankheitssymptome
ausmacht, die es nicht nur zu heilen, sondern zu bekämpfen und letztlich
auszumerzen gilt . Andererseits sehen Künstler im Kitschbedürfnis
des bürgerlichen 'Herrn Jedermann' eine Gefahr für die Volksgesundheit,
"eine Art ästhetischer Droge, psychisches
Opium, ästhetisches Schlafmittel, das das Denken blockiert, das, im
Gegensatz zu authentischer Kunst, geistig faul und Träge macht und
darum auch mit allen Mitteln der geistigen Hygiene bekämpft werden
muß."(
Demand, "Beschämung.."
S.106
)
|
Gegen Ende des 19.Jh schwindet die Autorität
der Akademien. Einerseits wird die Professorenschaft zunehmend unterwandert
von den Generationen der Erneuerer, die dann doch ein wenig frischen Wind
mitbringen, andererseits schwindet die Bedeutung der Salons im Zuge eines
sich breit entfaltenden Kunstmarktes. Kunstvereine, Künstlervereinigungen
schaffen neue Ausstellungs- und Verkaufsmöglichkeiten für Kunst
jeder Größenordnung. Für kurze Zeit wird die unjurierte
Ausstellung -Salon des Indépendants 1884 - ein Modell für
Frankreich mit Ausstrahlung nach Deutschland und bis nach Amerika. Mit
dem schwindenden Einfluss der Akademien verlagert sich die Auseinandersetzung
der Erneuerer auf andere Felder. Mit teilweise militanten Anstrengungen,
Parolen und zum Teil auch handgreiflichen Auseinandersetzungen entwickelt
zu Beginn des 20. Jh der künstlerische Nachwuchs mit der
Idee
der Avantgarde (Vorreiter) ein militantes Leitbild, das
die Kunstgeschichte über viele Generationen hindurch durch das 20.
Jh begleitet.
Im Kunsthistorischen Museum von Wien schwelgt der auch als Realist und Freund von Leibl bekannte deutsch-ungarische Maler Munkacsy 1890 noch einmal in der Vorstellungswelt akademischer Kunst mit seiner Apotheose der Renaissancekunst. Drei Jahre später wird George Grosz geboren, der dem Kunsthimmel die bürgerliche Hölle gegenüberstellen wird. |
Kunsthimmel
Die Decke der riesigen Eingangshalle des Kunsthistorischen Museum in Wien gibt uns einen Einblick in den Kunsthimmel des Jahres 1890. "Apotheose der Renaissance" von Munkacsy Mihaly, alias Michael Lieb. Da bleibt nicht viel Raum für Irdisches, geht es doch um eine Vorstellungswelt von Kunst und Künstler, an der die akademische Kunst noch am Ende des 19. Jahrhunderts verbissen festhalten will. Wie der Besucher ins Museum, so wird man
auf einer Treppe ins Bild hineingeführt, in einen Kuppelsaal mit mehreren
Etagen, der durch schwebende Engel (Gloria und Fama) als Allegorie des
Himmels zu verstehen ist. Auf der ersten Etage wird theoretisiert im Gespräch
links zwischen Alt und Jung (Leonardo und Raffael) und rechts nachgedacht,
vielleicht auf Inspiration gewartet. Einen Treppenabsatz höher sehen
wir ein Atelier. Natürlich folgt der Blick erst einmal der Geste und
Blickrichtung von Meister (Tizian) und drei Gesellen (Mitte) nach rechts,
wo sich zwei Modelle nackt in Position bringen, während eine dritte
Frau noch im blauen Hemd auf ihren Einsatz wartet.
|
Bürgerhölle
Stützen der Gesellschaft hieß
1877 ein in München aufgeführtes Drama von Henrik Ibsen, der
damit eine neue dramaturgische Gattung begründete, die des naturalistischen
Gesellschaftsdramas. Er zog damit gegen die Doppelmoral und die „Lebenslüge“
seiner Zeit zu Felde.
Die Figuren von unten nach oben:
Grosz wurde für seine Karikaturen und DADA-Aktionen mehrmals angeklagt und zu Geldstrafen verurteilt. Er emigrierte 1933 in die USA. Seine in Deutschland verbliebenen Gemälde galten den Nazis als „Entartete Kunst“. |
C) Künstlerische Leitbilder und ihre bürgerlichen Gegenbilder im 20. Jh.
Künstler und Publikum bilden
über weite Strecken des 19. und 20. Jahrhunderts eine Front gegeneinander
(Bohéme gegen Philister). In der gesellschaftlichen Nische der Bohéme,
und unter dem Feigenblatt der Kunst, gelingt es den Künstlern sich
Schleusen für exklusive Freiheiten zu öffnenen die der bürgerlichen
Moral widersprechen. Insofern wird Kunst zu einem Ventil für unterdrückte
Triebe und Bedürfnisse. Die Freiheiten, die sich die Kunst herausnehmen
darf, werden von der bürgerlichen Öffentlichkeit einerseits argwöhnisch
betrachtet, gelegentlich mit dem wohligen Schauer der Sensation erregt
diskutiert und skandalisiert, andererseits auch als Heilsbotschaften
für ein freieres, natürlicheres, heileres, alternatives Leben
gepriesen.
Und doch stellt dieser Konflikt nur eine mögliche Betrachtungsweise dar. Wie schon in den ersten beiden Abschnitten deutlich wurde, lassen sich die Verwerfungslinien auch durch die Kunst selbst verfolgen (z.B. im Streit der Schulen). Im Folgenden werden sechs Künstler des 20. Jh vorgestellt, die in Elementen ihrer Biografie unterschiedliche Leitbilder vom modernen Künstler repräsentieren. Diese biografischen Elemente - an einer Person exemplarisch vorgeführt - prägen oft über mehrere Generationen hinweg die Vorstellung vom Künstlertum und können dann in unterschiedlicher Dosierung sich in verschiedenen Persönlichkeiten wiederfinden. Oft stehen sie im Widerspruch zu gesellschaftlichen Erwartungen an den "Normalbürger", was hier in der Formulierung eines Gegenbildes an bürgerlichen Normerwartungen verdeutlicht werden soll. Anders gesagt: Im Bild vom Künstler werden oft Einstellungen, Schicksale oder Charaktermerkmale nobilitiert, die normal eher als unerwünscht gelten. |
|
|
|
Vergleich mit van Gogh, James Ensor |
Paul Gauguin 1848-1903 |
Nach Besuch einer Koster- später Marineschule schlägt er erst eine bürgerliche Laufbahn ein als Offiziersanwärter und später Bankangestellter. Mit 34 Jahren steigt er aber nach beruflichen Problemen aus seinem bürgerlichen Beruf als wohlsituierter Börsenmakler aus, pflegt enge Kontakte zur Alternativszene der Impressionisten und beschließt Künstler zu werden. Eine Freundschaft mit van Gogh endet tragisch. Er lässt mit 39 Jahren seine Frau endgültig mit 5 Kindern sitzen und lebt als 50jähriger und später mit verschiedenen 13-14-jährigen Tahitianerinnen zusammen, mit denen er weitere Kinder hat. Auf der Flucht aus der Bürgerlichkeit verlässt er seine Familie, sucht Streit mit Freunden und Gegnern, legt sich mit Machtapparaten von Staat und Kirche an, sucht 'seine' Ursprünge schließlich in der Südsee in selbstgebauten Hütten am Meerstrand. Er bezieht bleibende körperliche Schäden aus Schlägereien, aus einer Vergiftung nach Selbstmordversuch, aus einer verschleppten Syphilis, leidet an Herzproblemen, zieht sich in Auseinandersetzungen mit Obrigkeit und Kirche eine Gefängnisstrafe zu, bekämpft seine körperlichen wie seelischen Qualen schließlich mit harten Drogen und stirbt 1903 mit nur 54 Jahren. |
. | ||
|
Salvador Dali 1904-1989 |
Als Jugendlicher zeigt er früh Sympathien für kommunistisch- anarchistisches Gedankengut. Beginn einer akademischen Ausbildung als Maler/Grafiker in Madrid. Fällt auf als bunt kostümierter, skurriler Vogel. Durch Bekanntschaften mit Bunuel und Garcia Lorca erwacht sein Interesse für Freuds Psychoanalyse. Er wird als unangepasster, renitenter Unruhestifter kurz inhaftiert und aus der Akademie ausgeschlossen. Geht nach Paris und schließt sich den Surrealisten an, die mit Manifesten und öffentlichen Kundgebungen die Kunst neu erfinden wollen. Filmische Experimente mit Bunuel (Un chien andalou und L’Âge d’Or) enden 1930 als öffentlicher Skandal, der ein Aufführungsverbot des Films nach sich zieht, und in einem Zerwürfnis mit dem Freund. Der provokant vorgetragene nihilistische Habitus, die Inszenierung des Absurden, sexuelle Tabubrüche werden nicht als öffentliche Psychohygiene angenommen sondern als Verletzung des bürgerlichen Bedürfnisses nach Schutz der Intimsphäre vehement abgelehnt. Sympathien mit politischen Extremisten wie Franco und Hitler werden auch von der Gruppe der Surrealisten als politische Verirrung abgelehnt. Eine Beziehung mit der Frau des Dichters Eluard zeigt öffentlich zur Schau gestellte sexuelle Obsessionen. All dies führt schließlich zu einem Zerwürfnis mit führenden Surrealisten. In der bürgerlichen Welt gelten Wahnvorstellungen, traumatische Angsphantasien, sexuelle Obsessionen als Krankheitssymptome. Sein Rückgriff auf den Akademismus und die glatten Malweisen der bereits als Kitsch verpönten Salonmalerei des 19. Jahrhunderts isolieren Dali im Umfeld des weniger gefälligen Expressionismus. Sein kommerzieller Erfolg in England und Amerika und mindestens 40.000 mit seier Blankounterschrift gefälschte Druckgrafiken desavouierten ihn für einen 'seriösen' Kunstmarkt. |
. | ||
Vergleich mit Malewitsch, Mondrian |
Vassily Kandinsky 1866-1944 |
Er verlässt er die bürgerlich-juristische Laufbahn und seine angetraute Ehefrau und nimmt mit 30 Jahren ein Kunststudium in München auf. Die Kunstschule geht nach drei Jahren 1904 pleite, es bleibt eine dort gemachte Bekanntschaft mit Gabriele Münter, die er 1916 verlässt. 1917 heiratet er seine 2. Frau. Einige seiner frühen abstrakten Bilder datiet er vor als Nachweis seiner 'Erfindung' der Abstraktion. Seine Schrift "Über das Geistige in der Kunst" enthält unzitierte Übernahmen = Plagiate einer Schrift von Rudolf Czapek. Solche Manipulationen weisen ihn als Ehrgeizling aus, der seinen Platz in der Kunstgeschichte gerne selbst definieren wollte. Bei dem inszenierten Zwist in der Neuen Künstler Vereinigung München der zur Spaltung der Gruppe führt, zeigt sich, dass er auch gegen 'Freunde' bereit war mit harten Bandagen seine Interessen durchzusetzen. Was seine politischen Einstellungen betrifft, so bezieht er in seiner Schrift "Über das Geistige in der Kunst" durchaus polemisch Position: |
. | ||
|
Marcel Duchamp alias Rose Sélavie 1887-1968 |
Als junger Mann, führt er mit zahlreichen Liebschaften, wechselnden Arbeitsverhältnissen, unterstützt durch seinen Vater und später durch Gönner eher den unsteten aber anspruchslosen Lebenswandel eines Bohémien. Seine erste Ehe mit 40 Jahren war ein Versuch, an ein geregeltes Einkommen zu gelangen, hielt nur ein halbes Jahr, ein zweiter Versuch erfolgte 1954. Hinterlässt anscheinend mehreren Frauen ein 'unsigniertes' Kind. Die Teilnahme an einer Ausstellung von Karikaturen im 'Salon des Artistes Humoristes' 1907, zeigt eine durch seinen Bruder angeregte ironische Distanz zu Zeiterscheinungen und eine geistige Nähe zu Satirikern aus dem Umfeld von 'Le Rire' und den 'Les Incohérents'. Seit er sich 1911 dem Versuchsfeld Kubismus zuwendet fixiert sich sein Interesse auf einen philosophischen Skeptizismus (Pyrrhon von Elis), der sich vor allem gegen "retinale Kunst" richtet, die, wie der sensualistische Impressionismus etwa eines Monet "reines Sehen" sein will. Aus dieser Haltung heraus will er Er lehnt (vielleicht vor dem Hintergrund der Wertlehre Max Stirners) den überlegenen moralischen, quasireligiösen Status, den so viele Künstler für sich und ihr Werk in Anspruch nehmen ab und setzt dagegen den Er verbirgt seine Autorenschaft vielfach hinter Pseudonymen und arbeitet gern mit sprachlichen Doppeldeutigkeiten. In der Kunstgeschiche wird Duchamp gern in Verbindung mit Dada gebracht. Allerdings kann man einen Unterschied erkennen zwischen Duchamps Verständnis von Ironie und der oft antibürgerlichen agitatorisch-kabarettistischen Praxis von Dada. Duchamp selbst hält sich von Gruppierungen eher fern. als künstlerisch-mystifizierende Triebfeder richtet sich sein Eintreten für die Einführung des Zufalls bei der Bildgestaltung. und dessen Ausdruck im unverwechselbaren zeichnerisch- malerischen Duktus ("la patte") kann seine gezielte Verwendung mechanischer Hilfsmittel beim Zeichnen verstanden werden. (s.a Calvin Tomkins, S.157) |
. | ||
|
Beuys 1921-1986 |
|
. | ||
|
Damien Hirst 1965- |
Den Kern eines handwerklichen Werkverständnis
bilden die geistigen und werktechnischen Prozesse der Herstellung
|
. |
Quellen
Nikolaus Pevsner, "Die Geschichte der Kunstakademien", 1986 John Rewald, "Die Geschichte des Impressionismus", 2001 Ross King, Zum Frühstück ins Freie, 2007 Christian Demand, "Die Beschämung der Philister, 2003 Westphälisches Landesmuseum 1978, "Honoré Daumier Bildwitz und Zeitkritik, Ausstellungskatalog Peter Gay, "Bürger und Boheme", 1998 Peter Dittmar, "Künstler beschimpfen Künstler", 1997 Iris Schäfer u.a., "Impressionismus - Wie das Licht auf die Leinwand kam", Ausstellungskatalog 2008 Zum Impressionismus im KUSEM: http://www.kusem.de/lk/manet/manset.htm
|